Die Verantwortung der Eltern

Eltern tragen große Verantwortung und stehen vor vielen Aufgaben mit ihren Kindern.
Auch die sportliche Entwicklung eines Kindes wird maßgeblich von den Eltern beeinflusst (Hammerl, 2011). Vom Start weg begleiten die Eltern ihr Kind und sind unmittelbar dabei, wenn ihr Kind eine Sportart entdeckt, ausprobiert und sich darin entfaltet. Dabei tauchen viele Fragen, Konflikte und Situationen auf, in denen als Elternteil ratlos und verunsichert ist. Eltern nehmen viel auf sich und sind bereit viel zu opfern, um die sportliche Entwicklung ihres Kindes zu unterstützen (Weber, 2003).
Ein Zeitungsinterview machte mir diese Tatsache wieder bewusst.
Deshalb folgen hier einige Gedanken, um die Verantwortung der Eltern und dementsprechendes Handeln zu reflektieren.

Die Verantwortung der Eltern - Von Anfang an

Marco Rossi gilt als größtes Talent seit Thomas Vanek im österreichischen Eishockey. Mittlerweile spielt er in Kanada bei den Ottawa 67´s. Sein Vater beschreibt sehr deutlich welchen Aufwand er hatte und wie sehr an der Entwicklung seines Sohnes beteiligt war (Neumann, 2019).

„Von mir ist nur die Initialzündung gekommen, aber den Motor hat der Marco schon selbst zum Laufen gebracht.“  (Michael Rossi; Neumann, 2019)

Darüber hinaus sind emotionale und motivationale Aspekte eine zentrale Komponente (Hammerl, 2011; Keegan et al., 2009; Sanchez-Miguel et al., 2012). Eltern haben dadurch eine entscheidenden Einfluss, ob ihr Kind Freude oder Angst während des Sport erlebt, ob es spielt, um zu gewinnen oder weil es die Herausforderung meistern will. Hierbei ist es wichtig, dass es Kindern vor allem darum geht, dass ihre Eltern ihre Anstrengung, Einstellung zum Sport und die damit verbundenen positiven Gefühle bekräftigen (Sanchez-Miguel et al., 2012). Diese Haltung bestätigt auch Marco Rossi selbst, wenn er darüber berichtet, wie er seine Entwicklung und die Rolle seines Vaters, der entscheidend für seine Wahl der Sportart war, empfunden hat.

Die Verantwortung der Eltern - In den Kinderschuhen

Motivation ist ein entscheidender Faktor, wenn es um die Aufnahme und Durchführung einer Handlung geht. Vor allem Eltern haben hier einen entscheidenden Einfluss auf die Beständigkeit einer sportlichen Aktivität (Hammerl, 2011). Zu Beginn einer sportlichen Karriere sind Eltern sehr gefordert und übernehmen viele Entscheidungen für das Kind. Man bewegt sich hier auf einen schmalen Grad zwischen positiver Leistungsmotivation und Druck. Direktive und kontrollierende Handlungen seitens der Eltern werden eher mit Druck assoziert (Sanchez-Miguel et al., 2012) und führen zu negativen Stress, Wettkampfangst und Konflikten (Hammerl, 2011).
Um den entgegenzuwirken untersuchten Kaminski, Mayer und Rouff (1984) welche Eigenschaften, aus Sicht von Trainer_innen, Eltern mitbringen sollen. Interesse am Sport, konkrete Unterstützung (zeitlich & finanziell) und kein Zwang bzw. falscher Ehrgeiz standen an oberster Stelle. Einen gewissen Ehrgeiz braucht man auch als Elternteil, jedoch darf man diesen nicht mit denen des Kindes verwechseln (Neumann, 2019).
 Keegan et al. (2009) stellten fest, dass Eltern durch die Vermittlung von Freude am Spiel und weniger dem Instruieren von Handlungsweisen einen positiven Einfluss auf die Motivation ihres Kindes haben. Anscheinend ist es ganz einfach: gemeinsam im Garten oder auf der Wiese spielen.
Es ist wichtig, dass die Rolle der Eltern nicht die des Coaches ist. Es führt zu Frustration und Verwirrung, wenn Eltern gegenteilige Anweisungen geben, als sie das Kind von seiner/m Trainer_in bekommt. Dadurch leidet die Motivation und Freude am Sport (Keegan et al., 2009).

Daher ist es die Aufgabe und Verantwortung der Eltern dafür zu sorgen, dass ihr Kind in einem sozialen Umfeld aufwächst, in dem es seine Grundlegenden Bedürfnisse befriedigt werden: Zugehörigkeit, Wettkampf und Autonomie (Keegan et al. 2009; Sanchez-Miguel et al., 2012).

Die Verantwortung der Eltern - Eigene Spuren hinterlassen

Die eigenen Bedürfnisse zurückstellen und dem Kind seine Autonomie geben, kann eine schwere Entscheidung sein.
Jedoch ist sie ab einem gewissen Zeitpunkt absolut notwendig (Hammerl, 2011).

„Viele Puzzleteile hat Marco selbstmitgebracht. Das Talent. Die Einstellung. Den Ehrgeiz im Training. Dazu noch den Willen, nicht nur selbst zu scoren, sondern jeden Mitspieler auf dem Eis besser zu machen. Aber ein Puzzleteil hat gefehlt: die Selbstständigkeit. Ich hab gewusst, ich muss einen Schritt zurückgehen, ich muss ihn loslassen. […] Aber das hater gebraucht, so ist er richtig reif geworden.“ (Michael Rossi; Neumann, 2019)

Dazu braucht es ein gutes Verständnis von Führung und das Wissen, wann man als Eltern direktiv und wann unterstützend sein muss. Hierbei hilft es dem Kind Entscheidungsmöglichkeiten anzubieten, die Gefühle des Kindes anzuerkennen und kontrollierendes Verhalten (Belohnung für „erwünschtes“ Ergebnis) zu vermeiden (Keegan et al. 2009).

Das klingt leichter gesagt als getan. Zum Glück gibt es Vorbilder und Experten auf dem Gebiet der Sportpsychologie, die helfen, den eigenen Weg gemeinsam mit seinem Kind zu gehen.

Quellen

 

Hammerl, M. (2011). Eltern als Trainer (innen) im Leistungssport (Doctoral dissertation, uniwien).

Kaminski, G., Mayer, R. & Ruoff, B. A. (1984). Kinder und Jugendliche im Hochleistungssport: eine Längsschnittuntersuchung zur Frage eventueller Auswirkungen. Schorndorf: Hofmann.

Keegan, R. J., Harwood, C. G., Spray, C. M., & Lavallee, D. E. (2009). A qualitative investigation exploring the motivational climate in early career sports participants: Coach, parent and peer influences on sport motivation. Psychology of sport and exercise, 10(3), 361-372.

Neumann, F. (2019). Michael Rossi über seinen Sohn Marco: „Ich muss ihn loslassen“. Der Standard. Abgerufen von https://www.derstandard.at/story/2000111834633/michael-rossi-ueber-seinen-sohn-marco-ich-muss-ihn-loslassen

Sánchez-Miguel, P. A., Leo, F. M., Sánchez-Oliva, D., Amado, D., & García-Calvo, T. (2013). The importance of parents’ behavior in their children’s enjoyment and amotivation in sports. Journal of human kinetics, 36(1), 169-177.

Weber, U. (2003). Familie und Leistungssport. Schorndorf: Hofmann